22. Dezember 2015

Zurück in meiner Komfortzone: Vier Monate Stockholm

Fast jeder hat sicherlich schonmal eine dieser Grafiken gesehen, die im Internet kursieren: "Life begins at the end of your comfort zone". Und da scheint etwas dran zu sein! Mittlerweile bin ich seit vier Monaten in Stockholm und habe mir dort mein Leben aufgebaut. Doch ich weiß noch ganz genau, wie schwer mir die Entscheidung gefallen ist, ob ich den Studienplatz in Stockholm annehmen soll oder nicht. Und fragt mich bitte erst gar nicht, wie ich mich am 23. August gefühlt habe als ich am Flughafen Köln/Bonn ins Flugzeug steigen sollte. Ich war so nervös, wie vermutlich noch nie in meinem Leben. Am liebsten hätte ich die ganze Aktion abgeblasen und wäre gemütlich zurück nach Hause gefahren! Zwei Jahre in einem anderen Land leben und studieren, in dem ich noch nie war und dessen Sprache ich nicht mal richtig spreche? Wann bin ich denn auf diese Schnapsidee gekommen?!

Wie ihr sehen könnt, habe ich es dann aber doch durchgezogen. Gut, die Schnapsidee hat sich im Nachhinein dann auch eher als riesige Chance und geniale Erfahrung herausgestellt. Aber den ersten Schritt erstmal zu tun, kostet einen manchmal große Überwindung. Und auch jetzt bekomme ich oft von anderen Dinge wie "Voll mutig von dir! Ich würde mich sowas niemals trauen." oder "Du machst mich richtig neidisch, ich wünschte ich könnte sowas auch machen!" zu hören. Wenn ich dann daran denke, wie ich vorher selbst an mir gezweifelt habe, macht es mich schon etwas stolz, was ich erreicht habe.


Vier Monate in Stockholm: Ein erstes Fazit

Ich bereue es nicht im Geringsten, nach Schweden gezogen zu sein. Mein Studiengang gefällt mir richtig gut, meine Kommilitonen sind cool, die Stadt ist super, meine WG ist wirklich schön und ich habe tolle Leute kennengelernt. Bereits jetzt habe ich so viel erreicht, erlebt und über mich selbst gelernt. Ich fühle mich mittlerweile in Stockholm Zuhause.

Doch so toll das jetzt alles klingt: Einfach war es nicht. Weder den ersten Schritt zu wagen und nach Stockholm zu ziehen, noch die Zeit der Einfindung. Ich fand mich plötzlich in einem völlig fremden Land wieder und auch wenn sich Deutschland und Schweden nicht dramatisch unterscheiden, so ist es doch eine unbekannte Stadt und eine fremde Kultur. Es braucht Zeit, bis man die Menschen versteht, man findet sich erst nach und nach in der Stadt zurecht und der Weg zur Uni wird langsam zur Routine. Man wird sozusagen ins kalte Wasser geschmissen (beziehungsweise beschließt, selbst hineinzuspringen), man lässt sein gewohntes Umfeld zurück. Plötzlich ist man ein Ausländer, fremd im Land und muss sich an die ganzen Veränderungen bestmöglich anpassen.

Um sich in einer neuen Umgebung sicher zu fühlen, braucht man ein schönes Zuhause. Und das, hatte ich leider nicht. Auf den ersten Blick hatte ich es eigentlich ganz gut getroffen: Zimmer direkt im Zentrum, super Lage, wunderschöner Altbau, guter Preis. Der Haken: Unverschämte, respektlose, unsensible, psychopathische, 59-jährige Esoterik-Mitbewohnerin, die zeitgleich die Vermieterin war. Lasst euch sagen, es ist kein schönes Gefühl mit jemanden zusammenzuwohnen, der permanent versucht, euch ein schlechtes Gefühl zu geben, um ohne Rücksicht auf Verluste, seine eigenen Ziele zu verfolgen. Jemanden, der euch als schlechte Person hinstellt oder euch die Schuld für Dinge in die Schuhe schieben möchte, von denen ihr nicht mal etwas wusstet. Falls ihr euch schonmal mit dem Thema Psychopathie beschäftigt habt, werdet ihr vielleicht wissen, dass Diskussionen das Problem nicht lösen. Für einige Tage oder Wochen mag das in Ordnung sein. Aber irgendwann kam der Punkt, wo es mir einfach zu viel wurde. Ich konnte nicht mehr richtig schlafen und hatte abends keine Lust mehr nach Hause zu gehen. Gleichzeitig der Stress an der Uni und mit meinem Nebenjob. Und dann kamen irgendwann der Winter und die Dunkelheit. Zum Glück habe ich nach drei Monaten Suche endlich ein Zimmer in einer richtigen WG mit netten, gleichaltrigen Mitbewohnern gefunden, wo ich mich Zuhause fühlen kann.

Doch die letzten vier Monate waren trotzdem extrem kräftezehrend. Seit Donnerstag bin ich zurück in Deutschland und bleibe hier bis das neue Semester im Januar anfängt. Ich bin zurück in meiner Komfortzone. Stockholm war absolut großartig und doch bin ich gerade so froh wie noch nie, wieder Zuhause zu sein. Die letzten Nächte waren die ersten, die ich seit Wochen wieder durchgeschlafen habe. Und ich genieße es einfach, dass ich weiß und verstehe, wie die Menschen um mich herum ticken. Dass es erst um 17 Uhr dunkel wird, statt um 15 Uhr. Dass ich allein in der Wohnung sein kann, ohne mir um psychopathische Hippie-Omas Gedanken zu machen. Ich kann endlich mal durchatmen und neue Energie tanken. Gerade liebe ich meine Komfortzone.


Was ist die "Komfortzone"? 

Unsere Komfortzone ist unsere Wohlfühlzone. Ein Ort oder der Teil von unserem Leben, in dem wir uns entspannt und sicher fühlen. Das heißt unser alltägliches Leben mit seinen vertrauten Gewohnheiten, Ritualen und Routinen. In unserer Komfortzone haben wir es bequem und wir arrangieren uns mit ihren Umständen (selbst, wenn wir vielleicht gar nicht damit glücklich sind).

Doch manchmal kommen wir an einen Punkt in unserem Leben an, wo wir vor einer Herausforderung stehen. Diese Grenze zu überschreiten, macht uns Angst, es lässt uns zweifeln und unsicher werden. Es kostet uns Überwindung und Anstrengung - es ist definitiv nicht mehr bequem. An diesem Punkt verlassen wir unsere Komfortzone und betreten die Lernzone. Gehen wir noch einen Schritt weiter und die Unbequemlichkeit wird unerträglich, haben wir bereits die Panikzone erreicht.

Aus Bequemlichkeit bleiben viele Menschen möglichst innerhalb ihrer Komfortzone. Die Angst vor dem Unbekannten ist tief in uns verwurzelt, doch unsere Komfortzone ist zur selben Zeit auch wie ein Käfig aus unseren Gewohnheiten, der uns in unserem Leben beschränkt. Doch das Überschreiten unserer Grenzen und das Verlassen unserer Komfortzone sollte ein Bestandteil unseres Lebens sein. Deine Komfortzone ist sozusagen dein Ausgangspunkt, dein sicherer Ort an dem du nicht bleiben solltest, sondern zu dem du immer wieder zurückkehren kannst - nach jedem anstrengenden Abenteuer, das du draußen in der Wildnis des Lebens erlebt hast. 

Warum sollte man seine Komfortzone verlassen?

Die Überwindung, seine Komfortzone zu verlassen, kann manchmal ganz schön groß sein. Doch so angsteinflößend diese Herausforderung zunächst erscheinen mag, umso schöner ist dafür das, was wir dafür bekommen:
  • persönliche Weiterentwicklung
  • Ängste überwinden lernen
  • Selbstverwirklichung 
  • neue Dinge lernen
  • sich selbst besser kennenlernen
  • seinen Horizont erweitern und Neues entdecken
  • stolz auf das sein, was man erreicht hat
  • Ziele erreichen und Träume verwirklichen
  • zufriedener mit sich sein
Wann sollte man in seine Komfortzone zurückkehren? 

Ich bin ganz ehrlich: Ich bin manchmal ein ganz schöner Angsthase. Und doch zwinge ich mich immer wieder dazu, meine Grenzen mal zu überschreiten. Weil ich weiß, dass es mir gut tut und ich an der Herausforderung wachse. Doch ebenso, sollte man einsehen, wann man beginnt, in die Panikzone überzutreten. Und das war bei mir während der letzten Wochen in Stockholm einfach der Fall. Zu viel Stress, zu viel Arbeit, zu viel Psychoterror, zu wenig Ruhe, zu wenig Licht und zu wenig Zeit für mich. Die Lernzone war voll ausgereizt, meine Energie aufgebraucht und ich war völlig überfordert. Manchmal wird es einfach Zeit, in die Komfortzone zurückzukehren, um sich wieder sicher zu fühlen und seine Batterien aufzuladen. Brecht aus eurer Komfortzone aus, aber Schritt für Schritt. Überfordert euch nicht, hört auf euren Körper! Und so geht es für mich dann im Januar hoffentlich auch wieder voller neuer Energie zurück nach Stockholm. Ich halte euch auf dem Laufenden :)
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10. Dezember 2015

Typisch Schwedisch: 5 Dinge, die meinen Alltag verändert haben

Lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen. Aber ich wurde einfach von zu viel Swedishness überrumpelt! Der Umzug in ein neues Land bringt einfach immer so viele neue Erfahrungen und Herausforderungen mit sich, dass es erstmal dauert bis so langsam der Alltag wieder einkehrt. Jetzt lebe ich schon seit dreieinhalb Monaten hier und mir sind bereits die ersten Unterschiede zu Deutschland aufgefallen. Und da diese Zeit, in der man die Unterschiede erst noch entdeckt und deutlich wahrnimmt, eine der spannendsten ist, möchte ich euch natürlich daran teilhaben lassen. Es wird Zeit für eine Ladung Schweden!

Rotes Holzhaus in Schweden

1) Pünktlich sein
Man könnte meinen, dass die Schweden sich gar nicht so sehr von uns unterscheiden. Denn eine ihrer größten Tugenden ist definitiv die Pünktlichkeit. Doch während an meiner Uni in Deutschland die Kurse alle erst um 'viertel nach' angefangen haben und auch danach immernoch munter weitere Studenten im Vorlesungssaal aufschlugen, so weht an der Uni Stockholm ein anderer Wind. Mittlerweile überrascht es mich schon gar nicht mehr, wenn ich völlig abgehetzt um 09:57 ankomme und mein Kurs trotzdem schon angefangen hat - inklusive fast aller Teilnehmer. Für notorische Zuspätkommer wie mich ein absolutes Desaster! Immerhin ist es schon etwas peinlich, wenn man jedes Mal gefühlt als Letzter auftaucht (da alle anderen natürlich schon um 09:45 da waren) und die Vorlesung um 10:05 schon in vollem Gange ist. Als einzige Konsequenz, um den Ruf der Deutschen zu wahren, bleibt mir also nichts anderes übrig, als mich ein wenig früher auf den Weg zu machen. Für schwedische Verhältnisse bin ich wohl immernoch zu spät, aber zumindest weniger zu spät als sonst. Vielleicht färbt die Pünktlichkeit mit der Zeit ja noch auf mich ab...

2) Nach der Sommerfigur ist vor der Sommerfigur!
Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich sie jeden Tag vorbeilaufen, an der Kasse im Supermarkt stehen sie mit ihrem Fitnessdrink hinter mir an und in der U-Bahn schlängeln sie sich mit ihren Sporttaschen an mir vorbei: Jogger, Skater, Faharradfahrer oder was auch immer. Hauptsache Sport! Die Motivation in Person? - Die Schweden. Egal ob Regen, Kälte oder Dunkelheit, nichts scheint dieses Volk, von ihrer täglichen Portion Sport abzuhalten. Während ich es mir bei schlechtem Wetter drinnen mit einer Tasse Tee gemütlich mache oder sonntags in Ruhe zum Supermarkt spaziere, joggen übermotivierte Schweden in hautengen Leggings und bunten Laufschuhen an mir vorbei durch das nasse Laub. Selbst die Mittagspause ist den Schweden nicht heilig. Warum essen und entspannen, wenn man stattdessen das Fitnessstudio stürmen kann, um ein kurzes Power-Workout einzulegen? Die Motivation ist tatsächlich etwas ansteckend - auch wenn ich niemals meine Mittagspause opfern würde. Aber kann man es den Schweden verübeln, wenn es ohnehin ständig dunkel ist?

T-bana U-Bahn Station in Stockholm, Schweden

3) Ich kann dich nicht sehen, ich höre gerade Musik.
Vorsicht, Smartphone-Junkie im Anmarsch! Eine der liebsten Beschäftigungen der Schweden ist es, auf ihr Smartphone zu starren. Mach dich also darauf gefasst, ihnen auf der Straße auszuweichen, wenn sie dir ohne aufzuschauen, entgegenkommen. Und versuch gar nicht erst, in der U-Bahn mit irgendjemandem ein Gespräch anzufangen. Wenn die Schweden gerade nicht auf ihrem Smartphone herumtippen, hören sie entweder Musik über ihre großen, bunten Urbanears-Kopfhörer oder quasseln über ihr Headset irgendjemanden voll. Langsam mutiere ich selbst schon zu einem Kopfhörer-Smartphone-Zombie. Wie gut, dass ich (noch) kein Headset besitze.

4) Vill du fika?
Zeit für eine Kaffeepause! Und dabei trinke ich nicht mal Kaffee. Doch für Kaffeliebhaber ist Schweden ein wahres Paradies, denn hier ist die sogenannte "Fika" quasi ein Grundrecht. Die Vorlesung ist gerade mal eine halbe Stunde in Gange und unser Dozent fragt, wie es für uns läuft und ob wir bald eine Pause brauchen. Kurze Zeit später gibt es also eine 20-minütige Fika, in der die Schweden losstürmen, um sich Kaffee zu kaufen. Die Fika gehört hier zum Alltag genauso dazu, wie für uns die Mittagspause. Und sie ist viel mehr als eine reine Pause, denn wer nicht zusammen mit den anderen Unmengen Kaffe oder Tee in sich hineinkippt und dabei Zimtschnecken verdrückt, der wird schnell als "unsozial" abgestempelt. Aber ganz ehrlich: Gibt es einen besseren Weg, um seine Kommilitonen oder Arbeitskollegen kennenzulernen als bei einer kleinen Kaffepause?

Skogskyrkogården bei Sonnenuntergang

5) Du-weißt-schon-was... ähh Winter.
Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wie lange die vierte Jahreszeit noch anhält. Ein Blick aus dem Fenster, offenbart einen tristen, weißen Himmel und ab 15 Uhr wird es auch schon wieder dunkel. Die Straßen sind bedeckt mit matschigem Laub oder Schnee, ein eisiger Wind pfeift durch die Straßen. Der Winter scheint das Gesprächsthema Nr. 1 zu sein, Klagen über den fehlenden Sonnenschein und die Müdigkeit stimmen einen bereits auf die schlimmste Winterdepression seines Lebens ein. Der Markt für Vitamin D-Tabletten, Tageslichtlampen, wollene Unterwäsche und Fitnessstudio-Mitgliedschaften boomt und am liebsten möchte man sich einfach bis März in seinem Bett verkriechen und den ganzen Abend lang Tee trinken und Serien schauen. Also nehmt euch in Acht, winter is coming...
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11. September 2015

Ich ziehe nach Schweden!

Ja, richtig gelesen! Genauer gesagt nach Stockholm, wo ich nun schon seit dem 23. August wohne. Dieses Mal hat es mich allerdings nicht nur für ein Auslandssemester hierher verschlagen, sondern ich werde meinen kompletten Master in Schweden machen und somit zwei Jahre im Land der Elche verbringen. Ihr könnt euch vermutlich vorstellen, dass dieser Plan ziemlich viel Organisation und Erledigungen nach sich gezogen hat und das ist auch einer der Gründe, warum ich in den letzten Monaten so wenig Zeit für meinen Blog hatte. Es mussten Verträge gekündigt, Adressen geändert, Behördengänge gemacht und mein Umzug organisiert werden. Und da ich nebenher noch Vollzeit gearbeitet habe, blieb da nicht viel Zeit für Privates übrig. Und natürlich auch jetzt während meiner Anfangszeit hier, werde ich vermutlich gut damit beschäftigt sein, mich einzuleben und meine neue Heimat zu erkundigen. Aber ich hoffe, dass ich bald wieder mehr Zeit fürs Bloggen finden werde. Denn neben vielen Berichten zu Schweden und Stockholm, stehen natürlich immer noch einige zu Island, den Niederlanden und der Schweiz aus!

Stockholm bei Sonnenuntergang

Bisher verbringe ich zumindest den Großteil meiner Zeit damit, Stockholm zu erkunden und alle möglichen Dinge zu organisieren. Das Wetter ist momentan perfekt mit blauem Himmel und Sonnenschein. Zudem habe ich das Glück, in einem Zimmer direkt im Stadtzentrum zu wohnen. Und zwar in einem richtig tollen Altbau mit Stuck an den Decken. Wenn ich nicht gerade Bücher lese oder Essays schreibe (Ja, die Uni geht hier direkt von 0 auf 100 los!) dann entdecke ich wunderschöne Straßen voller Altbauten, pompöse Kirchen, idyllische Parks, schlendere über Flohmärkte oder treffe mich mit Freunden. Kurz: Ich genieße gerade das Leben in vollen Zügen.

Und warum Stockholm? Ganz einfach: Ich bin zwar vorher noch nie in Schweden gewesen, aber habe vor über einem Jahr mal etwas Schwedisch an der Uni gelernt, weil ich die Sprache so lustig finde. Eigentlich war es eine recht spontane Entscheidung von mir, denn ich habe mich im Januar recht kurzfristig noch beworben und ganz ehrlich nicht damit gerechnet, einen Studienplatz zu bekommen. Doch Ende März flatterte dann tatsächlich eine Zusage in mein Postfach! Von 70 Bewerbern habe ich einen der 14 Plätze für "Cinema Studies" ergattert können und bin wirklich gespannt wie es wird!

Ich hoffe ihr begleitet mich während dieser Zeit weiterhin und ich kann vielleicht ein wenig eure Neugier gegenüber Schweden wecken. Habt ihr irgendwelche bestimmten Fragen an mich, was mein Studium hier betrifft? Dann hinterlasst mir wie immer einen Kommentar mit euren Anregungen oder Fragen :)
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30. Juli 2015

Warum es hier so still geworden ist

Dem ein oder anderen wird es vielleicht aufgefallen sein: Es ist ziemlich ruhig auf diesem Blog geworden. Während es normalerweise um die zehn Artikel im Monat zu lesen gab, sind es bereits im letzten Jahr um einiges weniger geworden und dieses Jahr hat die Veröffentlichungsfrequenz dann wohl endgültig ihren Tiefpunkt erreicht. Dafür gibt es gute Gründe und die wollte ich heute kurz erklären, da es da draußen so viele Leser gibt, die mich in der Vergangenheit mit ihren Kommentaren erfreut haben.


Zu allererst: Nein, ich möchte das Bloggen nicht an den Nagel hängen! Aber diverse Umstände haben es mir in den letzten Monaten ziemlich schwer gemacht, regelmäßig Artikel zu schreiben. Im letzten Herbst habe ich mein Bachelorstudium beendet und seitdem arbeite ich, um die Zeit bis zum Beginn meines Masterstudiums dieses Jahr zu überbrücken. Da bleibt unter der Woche einfach weniger Freizeit, um sich mit dem Bloggen zu beschäftigen. Des Weiteren steht für mich bald eine große Veränderung an, die ziemlich viel Organisation und Aufwand mit sich bringt. Und all diese Dinge müssen natürlich erledigt werden und da kommt mein Blog in letzter Zeit einfach zu kurz, weil ich andere Prioritäten setzen muss. Bald kann ich euch hoffentlich mehr dazu verraten, aber ich kann schonmal sagen: es wird wirklich aufregend für mich! :) Leider war ich in den letzten Wochen auch ziemlich krank und deshalb öfters ausgeknockt. Doch ich hoffe, dass jetzt langsam alles in die richtigen Bahnen findet und ich in den nächsten Monaten auch wieder mehr Zeit zum Bloggen haben werde. Denn eins steht fest: Es macht mir noch immer Spaß und die Ideen gehen mir auch noch nicht aus - es war schlichtweg ein Zeitproblem.

In der Zukunft gibt es deshalb weiterhin Reiseberichte, denn es stehen unter anderem noch einige Artikel zu den Niederlanden und der Schweiz aus (diejenigen, die mir auf Instagram folgen, haben vielleicht mitbekommen, dass ich dort war). Und da es für mich bald wieder ins Ausland geht, wird es auch dazu wieder einiges zu lesen geben. Bis dahin: Drückt mir die Daumen, dass ich alles organisiert bekomme! ;)
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22. Juni 2015

Island Roadtrip - Teil 6: Islands Norden - Hverarönð, Krafla und Mývatn (Tag 7)

Am siebten Tag unseres Island Roadtrips wird es sowohl idyllisch als auch heiß, denn wir lernen Islands vulkanische Seite kennen. Dabei entdecken wir Hochtemperaturgebiete, Geothermalkraftwerke und Lavafelder.

Blick über das Gebiet Hverarönð und den Námafjall in Island

Highlights von Islands Norden: Mächtige Wasserfälle, rauchende Vulkangebiete und verträumte Küstendörfer

HVERARÖNÐ UND NÁMAFJALL
Der nächste Morgen erwartet uns mit blauem Himmel und Sonnenschein. Dennoch ist der Temperaturunterschied zu Islands Süden spürbar, sobald wir uns nach draußen wagen. Heute möchten wir dennoch Islands heiße Seite kennenlernen und uns deshalb den vulkanischen Aktivitäten widmen, die Islands Landschaftbild ebenso prägen wie die Wasserfälle und Gletscher. Unser Weg führt uns zunächst in die Richtung des Sees Mývatn. In der Nähe des kleinen Ortes Reykjahlíð, der direkt beim See liegt, passieren wir das Geothermalkraftwerk Bjarnarflag, das einem direkt wegen des leuchtend türkisen Sees ins Auge fällt. Kurze Zeit später erreichen wir endlich das Hochtemperaturgebiet Hverarönð an der Ostseite des Vulkans Námafjall. Bereits aus einiger Entfernung sehen wir die weit aufsteigenden Dampfsäulen und als wir uns der Ebene näheren, steigt uns der Geruch von Schwefel in die Nase. Der Boden des Gebiets reicht von Orange bis hin zum Rötlichen, an verschiedenen Stellen blubbern Schlammtümpel vor sich hin und heißer Dampf steigt zischend aus der Erde empor. Wir folgen dem markierten Pfad vorbei an Erdlöchern, Wasserdampf und brodelnden Schlamm und lassen uns von den Eindrücken überwältigen. Eigentlich möchten wir gerne noch den Gipfel des Námafjall erklimmen, da man von dort angeblich einen tollen Blick auf den Mývatn und die umliegende Region haben soll, doch leider stellt sich der Pfad als so rutschig und schlecht befestigt heraus, dass sich ein Aufstieg ohne richtige Wanderschuhe als unmöglich herausstellt (Merke: Chucks sind in solchen Fällen kein festes Schuhwerk!) und wir umkehren müssen.

Geothermalkraftwerk Bjarnarflag in Island
Geothermalkraftwerk Bjarnarflag in Island
Blick über das Gebiet Hverarönð und den NámafjallMudpool im das Gebiet Hverarönð und den Námafjall
Blick über das Gebiet Hverarönð und den Námafjall in Island
Blick über das Gebiet Hverarönð und den Námafjall in Island
Blick über das Gebiet Hverarönð und den Námafjall in Island
 
KRAFLA
Wir fahren ein kleines Stück weiter bis zum Vulkangebiet Krafla. Das Gebiet besteht aus dem gleichnamigen Vulkan sowie zahlreichen Kratern, Lavafeldern und Kilometer langen Leitungen mit heißem Dampf, die hinauf zum Geothermalkraftwerk führen. Wir halten zunächst nahe des Kraflas an, um dem Wanderweg hinauf zum Vulkansee Víti (Isländisch: Hölle) zu folgen. Der leuchtend türkisblaue See entstand 1724 bei einer Dampfexplosion und bietet heutzutage einen fast unwirklichen Anblick. Wir fahren weiter zum Vulkan Leirhnjúkur, der von einer Mondlandschaft umgeben ist. Wir folgen dem Wanderweg zum Vulkan und laufen dabei durch ein verwunschen anmutendes Lavafeld, das mit Moos überzogen ist. Der Weg führt weiter vorbei an Kratern und schwarzen Lavafeldern aus dessen Spalten immer wieder Schwefeldampf aufsteigt. Schließlich erstrecken sich entlang des Weges größere Solfataren und der Untergrund weist wieder die unterschiedlichsten Rotfärbungen auf. Im Kontrast mit dem blauen Himmel bietet sich uns ein atemberaubender Ausblick über die Ebene, den wir so schnell nicht vergessen werden. Schließlich machen wir uns auf den Weg zurück zum Auto, da wir noch eine letzte Sehenswürdigkeit für den Tag geplant haben.
 
Blick über den Vulkansee Víti im Gebiet Krafla in Island
Vulkan Leirhnjúkur im Gebiet Krafla in Island
Vulkan Leirhnjúkur im Gebiet Krafla in Island
Vulkan Leirhnjúkur im Gebiet Krafla in Island

MÝVATN
Wir fahren zurück Richtung Mývatn (Isländisch: Mückensee), da dieser überall als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Nordens angepriesen wird. Seinen Namen verdankt der Mývatn übrigens der Tatsache, dass hier im Sommer teilweise riesige Mückenschwärme auftauchen können - die wir allerdings zum Glück nicht zu Gesicht bekommen. Der See ist recht weitläufig und idyllisch zwischen Wiesen und sanft geschwungenen Hügeln gelegen. In der Nähe befindet sich außerdem das Thermalbad Jarðböð, das im Grunde wie die Blaue Lagune in der Nähe Reykjavíks ist, nur weniger überlaufen und günstiger. Wir folgen zunächst der Straße um den See herum und versuchen herauszufinden, was genau man hier eigentlich machen kann oder wo genau man hier wandern soll. Leider ohne großen Erfolg. Der See ist an den meisten Stellen umzäunt und sieht eigentlich überall gleich aus: Grüne Wiese, blaues Wasser.
Schließlich halten wir in einer Parkbucht am Straßenrand an und steigen aus. Da ohnehin nichts los ist, steigen wir über den Zaun und laufen ein Stück auf die Wiese hinaus bis wir vom Hügel aus den See sehen können. Es sieht nicht so aus als könnte man hier sonst großartig irgendwas machen, aber der Himmel ist strahlend blau, die Sonne scheint und so beschließen wir einfach uns ein wenig auf die Wiese zu legen und die Ruhe zu genießen. Denn die ist in den letzten Tagen definitiv zu kurz bei uns gekommen! Da die Sonne im Sommer so spät untergeht und es so lange hell bleibt, sind unsere Tage meist total vollgepackt gewesen. Und während wir daliegen und einfach die völlige Stille genießen, nicken wir auch tatsächlich für kurze Zeit ein - da fehlte wohl doch ein bisschen Schlaf ;) Dennoch kann ich nicht ganz verstehen, was jetzt eigentlich so besonders an diesem See sein soll, im Vergleich zum Rest von Island fand ich es absolut unspektakulär. Wir machen uns trotzdem zufrieden und entspannt zurück auf den Weg zu unserem Auto und dann zu unserer Unterkunft in Akureyri.


Beim nächsten Mal besuchen wir ein malerisches Fischerdorf und bestaunen einen gewaltigen Wasserfall!
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25. Mai 2015

Südfrankreich - Ardèche und Provence: Les Vans

Die Straße windet sich in Serpentinen, um die Berge herum, die heiße Mittagssonne brennt auf uns herab und vor unseren Augen huschen die typischen Steinhäuser, weite Lavendelfelder und üppige Weinberge vorbei. Wir sind auf dem Weg nach Südfrankreich, wo wir einige Zeit im kleinen Dorf Les Vans verbringen werden. Wir werden bei meinen Verwandten übernachten, die etwas außerhalb des Dorfzentrums auf einem Berg leben und von dort aus Tag für Tag die Umgebung erkunden.

Tal in der Ardèche FrankreichTal in der Ardèche Frankreich

Les Vans liegt im Ardèche-Gebiet und gehört zur Region der Provence. Hier gibt es viele Häuser aus Naturstein, Weinfelder sowie Berge mit tiefen Schluchten und klaren Flüssen. Ein wahres Paradies für Naturliebhaber also! In den Sommermonaten ist das Klima die meiste Zeit heiß und trocken, doch manchmal gibt es auch kurze, heftige Gewitter, die viel Regen bringen. Aus diesem Grund wirkt die Region mit ihren Wäldern trotzdem noch sehr grün.

Nachdem wir den ganzen Tag unterwegs waren, erreichen wir ziemlich erschöpft das Haus meiner Verwandten. Das Steinhaus mit den braunen Fensterladen steht am Hang eines Berges, umgeben von alten Bäumen und man hat einen schönen Ausblick über das Tal mit dem Fluss Chassezac. Der Garten ist eine absolute Farbenpracht, üppige Lavendelbüsche schmiegen sich an bunte Blumen und tiefgrünen Rosmarin. Während einige vereinzelte Schmetterlinge über dem Lavendel umherschwirren, schleichen zudem die Katzen meiner Verwandten ums Haus herum. Tagsüber stehen die Türen offen, sodass eine leichte Brise den Blütenduft hereinträgt und die Hitze etwas vertreibt. Draußen verursachen die Zikaden einen ziemlichen Lärm und erinnern mich direkt daran, dass ich in Südfrankreich bin. Bereits von hier aus lassen sich einige kurze Wanderungen zu den nahegelegenen Weinbergen machen - oder einfach entlang der Straße mit Blick hinab ins Tal.
 
Steinhaus in der Ardèche Frankreich
Tal in der Ardèche Frankreich
Tal in der Ardèche Frankreich
Schwarze Katze
Tal in der Ardèche Frankreich
Tal in der Ardèche Frankreich mit LavendelSonnenuntergang in der Ardèche

Das Zentrum des Orts Les Vans liegt mit dem Auto etwa zehn Minuten vom Haus meiner Verwandten entfernt. Dabei kommen wir an einem nostalgischen, kleinen Holzstand vorbei, an dem selbstgemachter Apfelsaft und frische Pfirsiche verkauft werden. Les Vans selbst ist zwar nicht allzu groß, aber hat den typischen Charme einer provenzalischen Kleinstadt. Alte Natursteinhäuser mit verzierten Fensterladen reihen sich aneinander und bilden kleine Gassen, in denen es einige süße Geschäfte zu entdecken gibt. Rund um das Zentrum schmiegen sich zahlreiche Kneipen und Cafés, die bereits am Nachmittag gut von den Einheimischen besucht werden. Samstags findet zudem ein Markt statt, auf dem man frisches Obst und Gemüse, Käse, Wurst oder auch Kleidung, Schmuck und Stoffe kaufen kann. Manchmal gibt es auch einen Nachtmarkt, der meiner Meinung nach eine ganz besondere Atmosphäre vermittelt, da alles ins warme Licht der Laternen getaucht wird und die Luft trotzdem noch angenehm warm ist.

Nachtmarkt Les Vans Frankreich
Chassezac Ardèche Frankreich
Chassezac Ardèche Frankreich
Schmetterling Frankreich
Raupe Frankreich

Tagsüber ist es meist so warm, dass man ohnehin nicht allzu viel machen möchte. Zum Entspannen biete es sich daher an zur Chassezac zu fahren, an deren Ufer man im Schatten der Bäume liegen kann. Zwischendurch kann man sich zur Abkühlung dann ins Nass stürzen. Entlang der Chassezac gibt es immer wieder Stellen, die zum Baden geeignet und auch als solche gekennzeichnet sind. Das Dorf Les Vans ist daher ein guter Ausgangspunkt, um Südfrankreich zu erkunden. Aufgrund der Größe und Lage des Ortes kann man hier die Ruhe genießen und die Natur entdecken, aber braucht auch nicht allzu lange bis zur nächsten größeren Stadt.

Lavendel Provence
Lavendel Provence
Lavendel Provence
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3. Mai 2015

Island Roadtrip - Teil 5: Islands Norden - Goðafoss und Akureyri (Tag 6)

An unserem sechsten Tag in Island widmen wir uns ganz neuen Gefilden und folgen der Ringstraße hinauf in den hohen Norden Islands. Unser Roadtrip führt uns dabei durch eine surreal wirkende Hochlandebene, vorbei an einem majestätischen Wasserfall bis hin zur Hauptstadt des Nordlandes.

Straße in Island

Highlights von Islands Norden: Mächtige Wasserfälle, rauchende Vulkangebiete und verträumte Küstendörfer

HOCHLANDEBENE
Der sechste Tag unseres Roadtrips bricht an und wir verlassen schwerzen Herzens die traumhafte Kulisse der Ostfjorde. Wir fahren Richtung Norden und folgen der sich windenden Ringstraße 1 immer weiter hinauf in die Berge. Schon bald tut sich vor unseren Augen eine mondähnliche Wüste auf. Die Hochlandebene erstreckt sich bis in weiter Ferne vor uns und wirkt mit dem felsigen, grauen Untergrund und den wenigen Erhebungen ziemlich trostlos. Es erscheint uns wie eine Ewigkeit, in der wir der verlassenen Straße folgen bis die Landschaft um uns herum langsam wieder fruchtbarer wird. Schließlich erreichen wir das Ende der Hochlandebene und vor uns eröffnet sich der Blick auf ein weites Tal, in dem ein großer See glitzert und wo hier und da Rauch aufsteigt.

Straße in Island, die durch eine Hochlandebene führt
Hochlandebene in Islands Norden
Straße in Islands Norden
See in der Nähe von Mývatn, in der Farbe der Blauen Lagune

GOÐAFOSS
Wir folgen der Straße hinab ins Tal des Mývatn, vorbei an einem unnatürlich türkis leuchtenden See sowie einigen kleineren Kraftwerken. Unser Weg führt uns als nächstes zum berühmten Goðafoss. Als wir den Parkplatz beim Wasserfall erreichen, ist zum Glück gerade nicht viel los. Der blaue Himmel und der strahlende Sonnenschein tauchen den majestätischen Wasserfall und sein Becken in eine blass türkise Farbe. Obwohl der Goðafoss nicht sonderlich hoch ist, schlagen einen die donnernden Wassermassen, die in einem Becken münden, in ihren Bann. Um einen guten Ausblick zu haben, klettern wir auf die Felsvorsprünge und beobachten, wie sich die schäumenden Wasserströme durch die kleine Schlucht wälzen. Wir genießen noch etwas das perfekte Wetter und diesen besonderen Moment bis wir von einem Reisebus, der eine riesige Horden Touristen mit sich bringt, dazu veranlasst werden, weiterzufahren.

Goðafoss im Norden Islands
Goðafoss im Norden Islands
Goðafoss im Norden Islands
Fluss beim Goðafoss im Norden Islands

AKUREYRI
Die Straße führt uns schließlich zum Fjord Eyjafjörður an dessen Ufer die Stadt Akureyri liegt. Mit der direkten Lage am Fjord und den aufragenden Bergen im Hintergrund bietet die Stadt bereits von Weitem einen schönen Anblick. Akureyri wird auch als Hauptstadt des Nordlandes bezeichnet, da es nach Reykjavík Islands zweitwichtigste Stadt ist. Zudem liegt Akureyri nur 50 Kilometer südlich vom nördlichen Polarkreis entfernt. Wir fahren zunächst zu unserer Unterkunft für die heutige Nacht, dem Akureyri Hostel. Das Hostel liegt etwa zehn Gehminuten vom Zentrum entfernt und hat eine gemütliche Atmosphäre. Wir erkunden noch ein wenig die hübsche Innenstadt und den kleinen Hafen der Stadt. Es gibt einen botanischen Garten sowie mehrere schöne Kirchen wie die Akureyrarkirkja und die Péturkskirkjan. Als es draußen immer windiger und kälter wird, machen wir uns zurück auf den Weg zu unserem Hostel. Wir verbringen die Nacht in einem der großen Cottages im Garten, die mehrere Zimmer beherbergen. Im Inneren der großen Holzhütten ist es super gemütlich, denn neben den einzelnen Zimmer gibt es einen Gemeinschaftsraum mit Küche und einem richtigen Wohnzimmer. Wir lassen den Abend mit einem leckeren Essen und einigen netten Gesprächen ausklingen bevor wir schließlich schlafen gehen.

Blick auf den Fjord Eyjafjörður und Akureyri
Hafen von Akureyri
Hafen von Akureyri
Straße in Akureyri
Straße in Akureyri

Nächstes Mal wird es heiß, denn wir wagen uns in ein vulkanisches Gebiet vor!
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