31. Oktober 2013

Geistergeschichten aus Núpur, Island {Halloween Special}

Heute ist Halloween und ich möchte euch von einem ganz besonderen Erlebnis berichten, das ich in Island hatte. Wie ich bereits in meinem letzten Post erzählt habe, verbrachte ich drei Wochen in Núpur, einem abgelegnen Ort in Island, bevor es für mich nach Reykjavík zum Studieren ging. Ich habe auch bereits erwähnt, dass ich selbst niemals an Geister geglaubt habe (und es auch eigentlich bis heute noch nicht tue), daher ist es mir fast ein bisschen peinlich diese Geschichte hier niederzuschreiben. Mir läuft heute noch ein kalter Schauer über den Rücken wenn ich nur daran denke...

Die Fotos aus dem heutigen Post stammen übrigens allesamt von einem Freund aus Island. Gabriel macht wirklich unglaublich gute Fotos, ihr solltet unbedingt mal auf seiner Facebookseite vorbeischauen. Er hat mir freundlicherweise erlaubt, dass ich seine Fotos heute verwenden darf, denn seine stimmungsvollen Fotos aus Núpur passen einfach unglaublich gut zu meiner heutigen Geschichte. Takk fyrir Gabriel!


Es ist die zweite Woche meines Aufenthalts in Núpur und mittlerweile habe ich mich gut eingelebt. Dennoch machen die vielen neuen Eindrücke und Isländischkenntnisse mich müde, sodass ich abends meistens erschöpft ins Bett falle. Das kleine Zimmer, welches ich mir mit einem anderen Mädchen teile, liegt nicht im Hauptgebäude, sondern ein bisschen weiter abseits, sodass es nachts immer sehr ruhig ist. Dennoch fühle ich mich wirklich sicher und Siggis Geistergeschichten habe ich auch schon längst wieder vergessen. Alles ist wie immer, als ich abends ins Bett gehe. Meine Mitbewohnerin ist wie sonst auch noch nicht zurück, da sie oft erst nach mir schlafen geht. Leider ist das meist etwas störend, da ich jedes Mal wieder wach werde wenn sie das Zimmer betritt. Wer wird schon gerne geweckt wenn er am nächsten Morgen früh aufstehen muss? Aber irgendwie muss man sich ja arrangieren, wenn man auf so engem Raum zusammenlebt. Ich falle in einen tiefen, traumlosen Schlaf...


Ein leises Geräusch lässt mich hochschrecken. Etwas ungehalten öffne ich die Augen und entdecke im Dunkeln meine Mitbewohnerin, die nur ein kleines Stück weit entfernt am Schreibtisch steht. Sie scheint erst eine ganze Weile nach mir zurück ins Zimmer gekommen zu sein. Immerhin hat sie diesmal darauf verzichtet das Licht einzuschalten dafür summt sie leise eine Melodie vor sich hin. Offensichtlich bin ich auch deswegen aufgewacht. Genervt drehe ich mich vom Rücken auf die Seite um, da ich es nicht mag wenn mir jemand beim Schlafen zusieht.


Konzentriert, aber immer noch todmüde, kneife ich die Augen fest zusammen und ziehe die Decke etwas höher, um wieder einzuschlafen bevor ich ganz wach werde. Ich weiß selbst nicht warum, doch plötzlich habe ich das Gefühl das etwas nicht stimmt. Das sich irgendetwas an der jetzigen Situation falsch anfühlt. Ich lausche, doch im Zimmer ist es vollkommen still. Das Summen ist verstummt und ich höre nur die gleichmäßigen, leisen Atemzüge eines Schlafenden aus dem Bett neben meinem. In diesem Augenblick sickert die Erkenntnis langsam in mein schlaftrunkenes Gehirn durch: Meine Mitbewohnerin kann unmöglich schlafend im Bett neben mir liegen wenn sie noch vor zwei Sekunden am Schreibtisch gestanden hat. Ich spüre, wie sich meine Nackenhaare aufrichten und habe plötzlich das Gefühl, als läge ich in einer Badewanne voll Eis. Augenblicklich bin ich hellwach und drehe mich ruckartig um. Was ich in dem Bett neben mir sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Dort liegt niemand anderes als meine Mitbewohnerin, die tief und friedlich schläft, als läge sie schon seit einigen Stunden dort. Sofort huscht mein Blick zurück zum Schreibtisch, doch dort steht niemand...


Mit zitternden Fingern schalte ich meine Nachttischlampe ein. Selbst jetzt wird meine Mitbewohnerin nicht wach. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es bereits drei Uhr morgens ist. Mein Puls rast. Vor allem finde ich keine logische Erklärung für das, was ich soeben gesehen habe. Wenn mein Kopf mir einfach einen Streich spielen wollte, hätte ich doch sofort gedacht, dass ich einen Geist sehe oder nicht? Aber ich habe mir nichts dabei gedacht bis ich die Atemzüge aus dem anderen Bett gehört habe. Und welches Geräusch hat mich sonst so hochschrecken lassen, obwohl es doch vollkommen still ist? Am liebsten würde ich das Licht nicht wieder ausschalten und meine Augen nicht mehr schließen bis die Sonne aufgeht. Viel lieber würde ich gerade schreiend wegrennen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so ein durchdringendes Gefühl der Angst verspürt habe.


Nach diesem Erlebnis war es leider mit dem erholsamen Schlaf in Núpur vorbei. Ich muss zugeben, dass ich jeden Abend gehofft habe bloß nicht wieder nachts aufzuwachen. Das Schlimmste war eigentlich, dass meine Mitbewohnerin auch noch früher abgereist ist als ich, sodass ich die letzten Tage alleine im Zimmer verbringen musste. Ich weiß, ich klinge gerade vermutlich wie der größte Angsthase der Welt, aber ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie gruselig das Ganze war. Das summende Mädchen am Tisch, das dann doch gar nicht meine Mitbewohnerin war... Jedes Mal wenn ich daran zurück denke, wird mir wieder ganz anders. Dieses Erlebnis werde ich bestimmt niemals wieder vergessen und auch wenn mein Freund mir schon versucht hat alle möglichen logischen Theorien abzuliefern, die den Vorfall erklären, macht bis heute keine von ihnen Sinn. So schön die Zeit in Núpur auch war, ich glaube es gab niemanden, der sich am Ende mehr darüber gefreut hat, dass es endlich nach Reykjavík geht.


Was meint ihr? Gibt es für alles eine logische Erklärung oder habt ihr auch schonmal Dinge erlebt, die sich der normalen Vorstellungskraft entzogen haben?
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30. Oktober 2013

Geistergeschichten aus Island {Halloween Special}

Ein abgelegener Fjord, umrahmt von schroffen Bergen und ein ehemaliges Internat irgendwo im Nirgendwo von Island. Bevor ich für vier Monate nach Reykjavík fuhr, um dort mein Auslandssemester zu verbringen, hatte ich die Möglichkeit einen dreiwöchigen Isländisch-Intensivkurs im winzigen Ort Núpur, in den Westfjorden Islands, zu absolvieren.


Bereits die Region der Westfjorde gehört zu den abgeschiedensten Orten in Island, da sie nur über steile, kurvige Straßen abseits der Ringstraße zu erreichen ist. Mit nur etwas mehr als 7000 Einwohnern ist die Halbinsel außerdem sehr dünn besiedelt. Etwa eine halbe Stunde entfernt von Núpur liegt der etwas größere Ort Ísafjörður. Núpur selbst jedoch liegt einsam zwischen steilen Berghängen eingeschlossen. Neben einigen weit verstreuten Farmen besteht Núpur selbst bloß aus einem ehemaligen Internat, das heutzutage als Hotel genutzt wird, sowie einer kleinen Kirche. Nicht mal einen Supermarkt gibt es dort, die Zivilisation erscheint unglaublich weit entfernt. Doch zusammen mit den anderen Kursteilnehmern, war es wirklich eine unglaublich spannende Zeit, die ich in Núpur verbringen durfte. Zusammen lernten wir die isländische Kultur und Sprache kennen und entdeckten die wunderschöne Landschaft der Westfjorde. Wie im damaligen Internat teilten wir uns jeweils zu zweit ein kleines Doppelzimmer.


Doch der Grund wieso ich euch heute über Núpur berichte ist eigentlich ein anderer: Denn es geht um das Thema Geistergeschichten. In Deutschland habe ich schon häufig von dem Vorurteil gehört, dass Isländer angeblich an Feen und Gespenster glauben sollen. Die Antwort, ob das tatsächlich stimmt, lässt sich jedoch nicht so einfach geben. Generell würde ich sagen, dass ein Großteil der Isländer nicht daran glaubt, allerdings gibt es in Island sicherlich mehr Menschen als in Deutschland, die an Geister glauben. Schwierig ist es auch immer einzuschätzen, ob ein Isländer eine Geistergeschichte nur erzählt, um das typische Bild aufrechtzuerhalten, was wir von ihnen haben. In Island habe ich auf jeden Fall mehr Geistergeschichten gehört, als in meinem ganzen Leben zuvor.


Einige davon erzählte uns eines abends Siggi, einer der Hotelinhaber. Bevor ihr jetzt verständnislos den Kopf schüttelt, solltet ihr euch jedoch über die Situation in Núpur bewusst sein. Es handelt sich nicht nur um ein altes, abgeschiedenes Internat, sondern im Winter wird es hier auch drei Monate lang nicht wirklich hell. Da fällt es einem doch auch direkt viel leichter an Geister zu glauben oder nicht?


Fast alle von uns hatten sich im großen Speisesaal eingefunden, um Siggis Geistergeschichten zu lauschen. Siggi begann zu erzählen: "Früher gab es in Núpur einen Jahrgang aus dem ein Schüler offensichtlich nicht besonders glücklich war. Sein Name war Númi. Eines morgens fand man ihn in der Turnhalle - er hatte sich erhängt." Siggi legte eine Pause ein und sah in die Runde bevor er weitersprach: "Zwar ging das Leben in Núpur weiter seinen Lauf, doch eines Tages ereignete sich etwas Seltsames. Zwei Jungen machten ein Foto von sich, wie sie vor der Schule standen. Doch als sie später die entwickelten Fotos abholten, erschraken sie sehr. Denn auf dem Foto waren nicht nur sie zu sehen, sondern direkt hinter ihnen stand Númi.", dabei riss Siggi die Augen auf und blickte uns mit räselhaftem Gesichtsausdruck an. "Seitdem spukt Númi angeblich in Núpur umher. Es ist schon öfter passiert, dass Hotelgäste morgens zu mir kamen, da sie plötzlich seltsame Kratzer im Gesicht hatten...", sagte Siggi mit gesenkter Stimme. "Ich übernehme also keine Garantie für eure Sicherheit, das Geld für die Zimmer gibt es nicht zurück."

Nach einer kurzen Pause fuhr Siggi fort: "Ganz in der Nähe der Schule gibt es eine alte, unbewohnte Scheune. Im Winter fahre ich oft daran vorbei. Bereits einige Male waren die Fenster der Scheune erleuchtet - und das obwohl sie verlassen ist." Bedeutungsvoll hob Siggi die Augenbrauen. "Ein anderes Mal war ich alleine im Hotel unterwegs und sah von draußen, wie das Licht in der Küche eingeschaltet wurde. Doch außer mir war niemand da, um es einzuschalten...".


Siggi blickte erneut in unsere ungläubigen Gesichter. "Wenn der Winter in Núpur vorbei ist und es langsam wieder hell wird, öffne ich die Türen aller Hotelzimmer, damit frische Luft durch die Zimmer und Gänge wehen kann. Eines Nachmittags lief ich durch die Gänge, vorbei an den offenen Zimmern. Im Vorbeigehen warf ich einen Kontrollblick in jedes Zimmer.", Siggi wandte demonstrativ seinen Kopf zur Seite. "Doch plötzlich erregte etwas meine Aufmerksamkeit. Im Vorbeigehen sah ich in einem der Zimmer jemanden stehen." Siggi blickte uns aus unergründlichen Augen an. "Da zu dieser Zeit noch keine Gäste im Hotel sind und in Islands Einöde niemand in ein Hotel einbrechen würde, war ich verwundert. Doch da ich routiniert durch den Gang gelaufen war, immer dieselbe Bewegung ausführend, hielt ich erst einige Schritte später inne, als mir klar wurde, was ich da gesehen hatte." Siggi drehte sich auf dem Absatz um. "Ich wandte mich also um und ging langsam zurück zum Zimmer. Ich wunderte mich, wer sich zu dieser Jahreszeit hierher verlaufen hatte. 'Hallo? Wer ist da?', rief ich. Ich trat in den Eingang des Zimmers, doch das Zimmer war... vollkommen leer."


Und mit dieser Geschichte verabschiede ich mich für heute von euch. Natürlich ist es jedem selbst überlassen, ob er solchen Erzählungen Glauben schenkt oder nicht. Ich kann generell von mir sagen, dass ich an so etwas wie Geister nicht glaube und auch Siggis Geschichten nicht allzu ernst genommen habe. Bis zu dem Tag, an dem ich selbst ein wirklich unheimliches Erlebnis in Núpur hatte. Aber davon hört ihr beim nächsten Mal mehr...

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26. Oktober 2013

Herbststimmung in Reykjavík: Der alte Hólavallagarður Friedhof {Halloween Special}

Halloween rückt immer näher und ich lese schon die ganze Zeit begeistert auf anderen Blogs die ganzen tollen Rezepte, DIYs und Dekoideen durch. Dabei kann ich dieses Jahr leider mal wieder selbst nicht feiern. Außerdem habe ich momentan so viel für die Uni zu tun, dass ich fast nie zum Bloggen komme. Aber für Halloween habe ich mir dieses Jahr trotzdem etwas ganz Besonderes überlegt, um euch ein wenig in Stimmung zu bringen. Ich kann euch schonmal verraten, dass es um Island geht! Heute gibt es den ersten Teil der Halloween-Reihe. Ich habe diesmal einen Artikel mit Fotos für euch vorbereitet. Sie stammen von einem alten Friedhof in Reykjavík, der vor allem im Herbst sehr schön anzuschauen ist. Ich finde außerdem, dass die Fotos thematisch gut zu Halloween passen. Beim nächsten Mal geht es mit einem ziemlich unheimlichen Erlebnis weiter, das ich in Island hatte...

Der Friedhof Hólavallagarður wurde im Jahr 1838 gegründet und beherbergt zahlreiche antike, verzierte Grabsteine und Denkmäler. Zwischen den Gräbern erheben sich verkrümmte Bäume, die ihre Äste schaurig gen Himmel erheben. Der Friedhof liegt auf einem Hügel an der Suðurgata nicht allzu weit vom Zentrum entfernt und ganz nebenbei auch nur fünf Minuten von meiner damaligen Wohnung in Reykjavík weg. Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit, denn die alten Grabsteine sind wirklich interessant. Außerdem ist der Friedhof vermutlich der Ort mit den meisten Bäumen in Reykjavík. Aber nun möchte ich die Fotos für sich sprechen lassen.

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20. Oktober 2013

Rezept: Kürbissuppe mit Curry und Gewürzcreme

Es hat lange kein Rezept mehr gegeben, deshalb möchte ich heute ein einfaches Suppenrezept mit euch teilen, das perfekt zum Herbst passt. Ich habe diese Suppe schon vor einer ganzen Weile gekocht, bin aber bisher nicht dazu gekommen den Post vorzubereiten. Diese Kürbissuppe überzeugt jedenfalls mit dem würzigen Aroma von im Ofen geröstetem Kürbis, pikantem Curry und dem sämigen Geschmack von einem Klecks Gewürzcreme.


Zutaten (für etwa 4 Portionen)
- 1 kleiner Kürbis
- 330g Kartoffeln
- 4 Möhren
- 1 Zwiebel
- 1 Knoblauchzehe
- 1L Hühnerbrühe
- 2 TL Currypulver
- Salz, Pfeffer und Muskatnuss
- 100g Crème fraîche
- Korianderpulver
- Chilipulver


Zubereitung
Den Ofen auf 200°C vorheizen. Den Kürbis schälen und in etwa 2,5cm große Stücke schneiden. Die Kürbisstücke in eine Schüssel geben, mit etwas Olivenöl beträufeln und mit Salz und Pfeffer würzen. Alles gut vermengen, sodass der Kürbis von allen Seiten mit Öl benetzt ist. Den Kürbis auf einem Backblech verteilen und im Ofen etwa 30-40 Minuten backen oder bis er weich geworden ist.

In der Zwischenzeit das restliche Gemüse schälen und in Würfel schneiden. In einem Topf etwas Olivenöl erhitzen und das Gemüse darin für einige Minuten andünsten. Dann das Ganze mit Hühnerbrühe auffüllen, mit Salz und Pfeffer würzen und köcheln lassen bis das Gemüse durch ist.


Den Kürbis aus dem Ofen nehmen und zum restlichen Gemüse in den Topf geben. Den Topf von der Herdplatte nehmen und mit einem Pürierstab alles zu einer glatten Suppe verrühren. Zum Schluss noch das Currypulver hinzufügen und mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken. Falls die Suppe zu dick ist, kann sie noch mit etwas Hühnerbrühe verdünnt werden.

Crème fraîche in eine kleine Schüssel geben und jeweils eine Prise Muskatnuss, Koriander und Chili dazugeben. Alles zu einer glatten Masse verrühren. Die Suppe in Schalen füllen und mit etwas Gewürzcreme anrichten. Ich habe außerdem noch etwas Chilipulver und geröstete Pinienkerne drüber gestreut, lecker!

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16. Oktober 2013

Edinburgh: Schottland Roadtrip - Teil 6 (Tag 1, 13 & 14)

Mittlerweile sind wir fast am Ende meiner Schottlandreihe angekommen. Seid ihr enttäuscht oder hängt euch Schottland mittlerweile schon zum Hals heraus? Fest steht, dass wir hiermit das Ende unseres Roadtrips erreicht haben. Heute berichte ich euch endlich von unseren Erlebnissen in Schottlands wunderschöner Hauptstadt Edinburgh. Bald folgt dann noch ein ausführlicher City Guide mit den gewohnten Tipps und Ratschlägen sowie ein allgemeines Reisefazit mit allen Reiseetappen im Überblick.


ANKUNFT
Als das Flugzeug sich langsam dem Boden nähert, schaue ich begeistert aus dem Fenster, denn das saftige Grün der Hügel schlägt mich schon jetzt in seinen Bann. Mit dem Bus fahren wir in die Innenstadt und müssen uns von da aus erstmal mit unseren Koffern durch den Trubel kämpfen. Es wird schnell klar, dass die Gehwege nicht gerade breit sind wenn von beiden Seiten Menschen kommen, man mit einem Koffer unterwegs ist und sich dann noch eine Bushaltestelle vor einem auftut, welche die Hälfte des Weges blockiert. Das Hostel stellt sich ebenfalls als äußerst unpraktisch heraus, denn die Rezeption liegt im 2. Stock und es gibt nur eine Wendeltreppe, die hinaufführt. Wir stellen zunächst unser Gepäck im Lagerraum ab. Als ich meinen Koffer öffne, um einiges umzupacken, schlägt mir der unverkennbare Geruch von Nagellack entgegen. Habt ihr euch jemals gefragt, ob eine geschlossene Flasche Nagellack im Koffer auslaufen kann? Ja, das kann sie. Dennoch trübt das meine Laune nicht allzu sehr, denn ich möchte endlich Edinburgh erkunden! Bereits der erste Blick auf die Stadt lässt viel erhoffen: Wunderschöne alte Häuser, historische Gebäude und natürlich das Edinburgh Castle.
 
ARTHUR'S SEAT
Wir beschließen auf den 251m hohen Arthur's Seat hinaufzuwandern, um einen Ausblick über die Stadt zu haben. Abgesehen von den Mücken läuft das auch zunächst ganz gut, doch wie aus dem Nichts zieht plötzlich eine riesige, dunkle Regenfront auf, die sich so schnell auf uns zubewegt, dass wir gar nicht schnell genug umkehren können. Wir machen erste Bekanntschafft mit dem wechselhaften schottischen Wetter, ich habe selten so starken Regen erlebt. Als wir zurück im Hostel ankommen, bin ich völlig durchweicht, habe meine Schuhe versaut und der iPod und das Handy meines Freundes haben ebenfalls zu viel Wasser abbekommen und funktionieren nicht mehr richtig. Super Start in den Urlaub! So schnell wie der Regen gekommen ist, klart der Himmel auch wieder auf, sodass wir einen zweiten Versuch wagen. Diesmal schaffen wir es bis ganz nach oben auf den Arthur's Seat. Leider hat sich der Himmel wieder völlig zugezogen und ich bin zugegebenermaßen auch nicht sonderlich beeindruckt von dem Ausblick. Zwar kann man die ganze Stadt überblicken, allerdings sind wichtige Sehenswürdigkeiten wie das Edinburgh Castle jetzt so weit weg, dass das Stadtbild gar nicht mehr besonders wirkt. Meiner Meinung nur bei perfektem Wetter eine lohnende Aktivität.
Unsere heutige Unterkunft, das Edinburgh Metro Hostel, kann ich leider überhaupt nicht weiterempfehlen: Es stellt sich heraus, dass unser Zimmer im 5. Stock liegt und wir samt Gepäck alle Treppen hochlaufen müssen. Das Zimmer ist geräumig, zeigt zum Innenhof und ist auch sonst völlig in Ordnung. Nachts ist es leider trotzdem total laut, weil draußen die Betrunken vor den Pubs herumhängen - ohne Oropax sehr unangenehm. Insgesamt wirkt das ganze Hostel auch etwas ranzig und durch die Matratze spürt man jede einzelne Feder so sehr, dass wir am nächsten Morgen beide Rückenschmerzen haben. Nicht empfehlenswert, es gibt auf jeden Fall bessere Hostels in Edinburgh!


PRINCES STREET & CALTON HILL
Am 13. Tag unseres Roadtrips kehren wir nach Edinburgh zurück und haben diesmal endlich mehr Zeit, um die Stadt zu entdecken. Weil das Wetter am Morgen zunächst schlecht ist, stöbern wir ein wenig in den Geschäften auf der Princes Street, einer Shoppingmeile, die spektakuläre Ausblicke auf das Edinburgh Castle erlaubt. Wir haben Glück und der Himmel klart schließlich etwas auf. Das gute Wetter will natürlich ausgenutzt werden also machen wir uns auf den Weg zum etwa 100m hohen Calton Hill, einem Hügel, der sich am Ende der Princes Street erhebt. Von der Hügelkuppe aus hat man eine wirklich schöne Aussicht über Edinburgh inklusive Edinburgh Castle und Arthur's Seat. Gegen Abend essen wir im Bella Italia, wie der Name bereits verrät gibt es dort italienische Gerichte wie Pasta und Pizza. Nicht total billig, aber dafür sehr lecker und die Einrichtung mit den alten Goldspiegeln und Bilderrahmen sorgt für eine gemütliche Atmosphäre.

REAL MARY KING'S CLOSE
Nach dem Essen nehmen wir an einer geführten Tour durch den Real Mary King's Close teil. Die Führung durch die unterirdischen, mittelalterlichen Gassen des alten Edinburghs ist wirklich interessant und vermittelt einem gute Einblicke in das Leben des 16. und 17. Jahrhunderts. Sehr spannend sind sicherlich auch die Geistertouren von Mercat Tours durch den Untergrund. 
Unsere Unterkunft, das Castle Rock Hostel (15 Johnston Terrace), befindet sich direkt neben dem Edinburgh Castle und hat damit eine unschlagbare Lage. Die Einrichtung des alten Hauses ist recht gemütlich und das Personal sehr freundlich und hilfsbereit. Unser Doppelzimmer ist zwar das winzigste Zimmer, was ich jemals gesehen habe (wenige Quadratmeter plus komplette Dachschräge), aber dafür können wir abends mit offenem Fenster der Eröffnungszeremonie des Edinburgh Festivals lauschen.
 


EDINBURGH CASTLE & ROYAL MILE
Für unseren letzten Tag in Edinburgh und damit auch Schottland haben wir uns nochmal einiges vorgenommen. Zuerst laufen wir die Royal Mile mit ihren alten Häusern, Pubs, Souvenirläden und Kopfsteinpflaster entlang. Das Edinburgh Castle schauen wir uns jedoch nur von außen an, weil der Eintritt teuer ist und wir nicht so sehr am Inneren interessiert sind. Leider ist die Altstadt bereits am Morgen sehr voll, da gerade das Edinburgh Festival Fringe angefangen hat. Es sind nicht nur sehr viele Touristen unterwegs sind, sondern es stehen auch überall  Theatergruppen und Menschen mit Flyern auf der Royal Mile.


GREYFRIARS KIRKYARD
Wir laufen weiter zur Kirche Greyfriars Kirk, die vom berühmten Greyfriars Kirkyard umgeben wird. Der alte Friedhof ist umgrenzt von hohen Mauern und präsentiert neben den verzierten Grabsteinen auch viel Grün. Der Grund wieso jedoch die meisten Touristen hierher kommen ist nicht nur der Friedhof, sondern die Statue von Greyfriars Bobby. Vor einem an den Friedhof angrenzenden Pub steht die Statue des Skyeterriers, der angeblich jahrelang am Grab seines toten Herrchens ausgeharrt haben soll.


NATIONAL MUSEUM OF SCOTLAND
Wir besuchen als nächstes das National Museum of Scotland, welches Schottlands Geschichte auf fünf Etagen dokumentiert. Der Eintritt ist frei und man sollte es nicht verpassen mit dem Aufzug hinauf zur Dachterrasse zu fahren. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf das Edinburgh Castle. Mittags essen wir im The Last Drop (74-78 Grassmarket), einem typischen Pub, das aber erstaunlich leckeres Essen wie Pasta oder auch Enchiladas serviert.


CAMERA OBSCURA
Als nächstes statten wir der Camera Obscura einen Besuch ab. Das Museum bietet auf mehreren Etagen eine Vielzahl an optischen Täuschungen, die man interaktiv entdecken kann. Nebenbei ist der Ausblick von der Dachterasse auch dort wirklich gut. Was ihr jedoch meiden solltet: Die Vorführung der Camera Obscura. Diese wird uns an der Kasse angepriesen, jedoch ist sie nicht wie erwartet eine interessante Erklärung der Funktionsweise der Kamera, sondern eine äußerst alberne Kindershow. Falls ihr Kinder habt: Sicher eine tolle Sache, aber ich kann absolut nicht nachvollziehen, wieso man die Show als erwachsener Mensch empfohlen bekommt. Oder habt ihr vielleicht Lust auf einer Leinwand Menschen mit einer Papierkarte platt zu hauen?!



PRINCES STREET GARDENS
Mittlerweile scheint zumindest die Sonne, sodass wir die Gelegenheit nutzen und uns den Park unterhalb des Edinburgh Castles ansehen. Die Princes Street Gardens sind wirklich schön, sodass wir uns hinsetzen und ein wenig die Sonne genießen. Zu Abend essen wir diesmal im Red Squirrel (21 Lothian Road), einem wirklich gemütlichem Restaurant/Pub, das bereits früh am Abend sehr gut besucht ist. Es gibt leckere Burger und Getränke und vor allem haben wir zum ersten Mal den Eindruck nicht nur von Touristen umgeben zu sein, sondern nur von Einheimischen. Ein echter Geheimtipp. Wir genießen unseren letzten Abend noch ganz in Ruhe bevor es am nächsten Morgen zurück nach Deutschland geht.

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